Wallstein Verlag, Göttingen 2023
ISBN 9783835354029
Gebunden, 211 Seiten, 24,00 EUR

HEINRICH

Wie sehr prägen uns Herkunft und Kindheit,
gibt es ein zweites Leben über die alten Erfahrungen hinaus?

Heinrich ist ein kreativer Kopf, erfolgreicher Architekt und Unternehmer. An seinem Zeichentisch entwickelt er zukunftsweisende Ideen.
Er stammt aus schwierigen Verhältnissen: Als einziges Kind einer geschiedenen Frau und Angehöriger der deutschen Minderheit wächst er in einem Armutsviertel einer polnischen Kleinstadt auf. Als die Deutschen im September 1939 einmarschieren, eröffnen sich dem Jugendlichen Aufstiegschancen, die im Kriegseinsatz und russischer Gefangenschaft enden. 1949 gelangt er nach Westdeutschland, wo er eine Familie gründet und ihm eine schwindelerregende Karriere gelingt. Seine ungeliebte Vergangenheit aber verfolgt ihn über seine Erfolge hinaus.

Die Geschichte beginnt mit einem Unfall: Ein großer Spiegel geht zu Bruch. Kurz zuvor hatte der kleine Heinrich seine Zukunft darin erblickt, die nun verloren scheint. Es sei denn es gelänge, die Scherben wieder zu einem Ganzen zu fügen.

Der Roman verwebt Traum und Erinnerung, Chronik und Fiktion zu einem faszinierenden Suchbild. Es geht um nichts weniger als um das Rätsel Mensch: Was können wir über den anderen wissen, was über uns selbst? Wer sind wir jenseits unserer Geschichte?

€ 20,00 (D)
268 S., geb., Schutzumschlag, 12 x 20
ISBN: 978-3-8353-3244-7 (2018)
Auch erhältlich als E-Book

Wie kommt der Krieg ins Kind

Meine Mutter war vierzehn, als sie 1945 verhaftet, in das polnische Arbeitslager Potulice verbracht und zu unbefristeter Zwangsarbeit verurteilt wurde. Der Grund: Sie hatte 1939 gemeinsam mit der Familie die sogenannte „Deutsche Volksliste“ unterschrieben, die sie im von Hitler annektierten (polnischen) Wartheland als Deutsche auswies.

Ich begab mich auf Spurensuche. Im polnischen Staatsarchiv in Bydgoszcz/Bromberg konnte ich ihre Gefangenenakte einsehen. Ihr Fingerabdruck verband die Erzählungen meiner Mutter mit der faktischen Welt. Er sagte: Ja, es ist wahr. Sie war hier, und ist es noch: Verkörpert und verewigt in dieser schlichten, rohen Spur ihres jungen Körpers …

Um die Hintergründe ihrer Gefangenschaft zu verstehen, ging ich weiter in der Zeit zurück, forschte über die Familie und das deutsch-polnische Verhältnis über zwei Weltkriege hinweg, fragte nach Identität, nach Sprache, Menschlichkeit, Loyalität und Verrat. Das Erleben meiner Vorfahren hat auch Auswirkungen auf mein Leben. Dass die Vergangenheit nicht ruht, erfahren wir ganz aktuell im politischen Geschehen in Europa.

Es ist ein Buch, in dem sehr Persönliches und die großen Zeitläufte sich wechselseitig spiegeln. Spurensuche, deutsch-polnische Geschichtsschreibung und Erzählung in einem.

Schwer vorstellbar, wie ein literarisches Werk dieser Tage tiefer in das Herz der Gegenwartsdebatten vordringen sollte als dieses.
Felix Stephan, Süddeutsche Zeitung

Ein beeindruckendes Buch.
Anja Kümmel, ZEIT Online

Ein sehr persönliches Buch, gleichwohl ein ungemein lehrreiches und politisch brisantes.
Melanie Weidemüller, Deutschlandfunk Büchermarkt

Klug und atmosphärisch dicht.
Shelly Kupferberg, Deutschlandfunk Kultur Lesart

Eine literarisch hoch interessante, sehr persönliche Auseinandersetzung mit Zeit- und Familiengeschichte.
Tilla Fuchs, Saarländischer Rundfunk

Großartig, klug, schlicht ergreifend und unbedingt lesenswert!
Oliver Fründt, buechergilde-frankfurt.de

248 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und mit einer CD „Luisa spielt Klavier“, geschrieben, gelesen, komponiert und eingespielt von Susanne Fritz, produziert von Philipp Moehrke
€ [D] 22,00
ISBN 978-3-86351-040-4
www.kloepfer-meyer.de

Kaltenherberg –
Geschichten auf der Schwelle

Kurzbeschreibung
Kaltenherberg. Ein Weiler im Schwarzwald. Ein altes Gasthaus steht dort unmittelbar auf der europäischen Wasserscheide zwischen Rhein und Donau. Wenn es regnet, klammern die Regentropfen sich am Dachfirst fest aus Furcht vor einer schicksalhaften Entscheidung. Führt ihr Weg sie ins Schwarze Meer oder in die Nordsee? Und so die Menschen, sie verharren auf der Schwelle. Was bringt der nächste Schritt?

Geschichte der Geschichte
Der Schwarzwald ist ein schier unerschöpfliches Gebiet. Hier bin ich (als Kind von Heimatvertriebenen) geboren und aufgewachsen. Hier lebe und pendle ich zwischen Schreiben und Schauen. Das Leben stellt die Aufgaben, die sich auf dem „Papier“ mitunter weiter verkomplizieren, bis sie nach zähem Ringen und mit viel Glück eine anschauliche, lesbare Form erlangen, die eine nähere Betrachtung erlaubt und einen Blick hoffentlich über das Gegebene hinaus. Die Spannung zwischen Sehnsucht und Wirklichkeit treibt das Spiel an. Nicht nur im Leben, nicht nur in der Literatur. Auch in der Musik.

Dem Buch liegt die CD Luisa spielt Klavier bei, von mir eingelesen und eingespielt. Die Klavierimprovisationen sind zunächst unabhängig vom Text entstanden, als in sich ruhende, fließende, melodiöse oder rhythmisierte Farbklänge. Meine musikalischen Ideen entstehen mal spontan, mal aus der Beschäftigung mit Kompositionen aus Jazz und jüngerer E-Musik heraus. Durch vielfache Wiederholungen und Variationen entstehen offene, improvisatorische Spielformen. Mit der Klaviermusik kann ich noch einmal andere Saiten/Seiten berühren und zum Ausdruck bringen, als mit der Wortsprache allein – hier erstmalig öffentlich vorgestellt.

19 Geschichten auf der Schwelle, zum Beispiel:
Der Liebhaber steht vor der Tür, doch Ellens Hand ist wie gelähmt. Sie kann nicht öffnen. Zum ersten Mal reden die beiden miteinander, durch die geschlossene Tür.

Eine krebskranke Frau wünscht sich ein Kind. Doch es bleiben ihr, so die düstere Prognose der Ärzte, nur noch wenige Wochen zu leben. Kann ihr Mann ihren Wunsch erfüllen?

Ein Asylant erhängt sich in zweideutigem Gebiet zwischen zwei Ortschaften. Wohin gehört er, als Lebender, als Toter? Ein auswärtiges Paar kauft das Gebäude, das während der Renovierung zerfällt …

Der Judenfriedhof einer kleinen Winzergemeinde wurde geschändet. Vehement verteidigt der Bürgermeister seine Gemeinde gegen den Verdacht neonazistischer Machenschaften. Die Täter waren Fremde. Sicher?

An Verwechslungen sind die Zwillinge gewöhnt, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Als der Archäologe Heiner bei Ausgrabungen im Jemen verschwindet, gerät auch die Identität seines Bruders Karl ins Wanken.

Als das ersehnte Klavier eintrifft, ist es stumm. Für eine Reparatur sind die Hämmerchen entnommen worden. Die kleine Luisa spielt trotzdem voller Hingabe darauf, ihre Musik hat sie im Kopf. Ihr erstes Konzert in der Schule wird zum Debakel. Doch noch immer hört Luisa Musik …

Figuren, Orte und Handlungen sind frei aus der Wirklichkeit entlehnt. Umso abenteuerlicher, skurriler und unwahrscheinlicher sie erscheinen, desto näher kommen sie der Realität, ohne die sie nicht entstanden wären.

“Fritz‘ Sprache ist kraftvoll, klar und schnörkellos, und in diesem beinahe sachlichen Ton erzählt sie von ungewöhnlichen Menschen und schicksalhaften Situationen.” Christa Hajek, Südkurier

“Kein Wort ist zu viel, keines zu wenig, nichts ist Phrase, alles gesehen, geschmeckt und gerochen, alles erlebt – in jenem unendlichen Raum, in dem die Vorstellungskraft zuhause ist. Der schönste, kraftvollste Erzählband seit langem!” Stephan Weidt, Amazon

“Von einer klugen Vertracktheit sind diese Erzählungen, deren nüchtern reportierender, gelegentlich abweisender Ton in einem spannungsgeladenen Gegensatz zu der ihnen eigenen Atmosphäre von Unheimlichkeit steht. Die Autorin und Musikerin geht künstlerisch ihre sehr eigenen Wege.”
Bettina Schulte, Badische Zeitung

„Die Hitze ließ nur die Dinge“ Roman
Verlag Klöpfer & Meyer 2009
196 Seiten, geb. mit Schutzumschlag,
€ 18,50
ISBN 978-3-940086-38-9

Die Hitze ließ nur die Dinge

Roman, 2009

Geschichte der Geschichte
Nach mehreren Mexikoreisen durch verschiedene Landesteile entstand ein vielschichtiger Roman, vielmehr ein poetisches Sprachwerk als ein klassischer Reiseroman. „Die Hitze ließ nur die Dinge“ schrieb ich entlang einer konkreten Reiseroute wie ein Roadmovie, verknüpfte die wechselnden Szenerien mit einer fiktiven Geschichte und mit existenziellen Fragen: nach persönlicher Identität, nach dem Originellen, dem unvergleichlich Neuen und Abenteuerlichen im Leben und seinen zwangsläufigen Wiederholungen und Routinen.
Es ist die Geschichte einer Leidenschaft, die im gemeinsamen Unterwegssein durch ein beeindruckendes Land zwischen heftiger Vergangenheit und einer problematischen Gegenwart sich in Liebe verwandelt und vertieft. „Die Hitze ließ nur die Dinge“ ist eine Eroberungsgeschichte (anlog zu den blutigen Eroberungen der Konquistadoren und diese persiflierend) auch in literarischer Hinsicht, ging es mir beim Schreiben doch um eine Art von „Landgewinnung“, um eine Beschwörung des Fremden, von Körper und Stimmungen in wechselnden (Stadt-)Landschaften…

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Kurzbeschreibung
Jan und Isabels erste gemeinsame Reise geht in die Ferne: nach Mexiko, in ein spannungsreiches, faszinierendes Land voller Gegensätze. Jan war hier schon einmal unterwegs, mit Caroline, exakt auf derselben Route. Auf halber Strecke hatte sie ihn verlassen. Was er Isabel verschweigt. Neues Spiel, neues Glück. Mit Isabel will er über den ‚toten Punkt’ hinausgelangen. Als sie begreift, dass er wiederholt, wo für sie alles neu und aufregend ist, erfährt ihre Liebe einen empfindlichen Riss. Sie versteht ihre Rolle nicht, nicht Jans Spiel. Umdrehen, aussteigen geht nicht. Schweigend, auf sich selbst zurückgeworfen, fahren sie weiter. Doch die Reise, die Erkenntnis ihrer Liebe beginnt sie zu verwandeln.
Ein zweites Paar: Nach ihrer ersten gemeinsam verbrachten Nacht lädt der Amerikaner Jeremy die deutsche Fotografin Christine zum Essen ein. Genau in das Restaurant, wo seine Frau einst an einem Herzanfall gestorben war. Am Morgen darauf will er abreisen. Christine hingegen packt eine erstaunliche Energie. Kann er ihr folgen? In einem entscheidenden Moment, während der Weihnachtstage im südmexikanischen Oaxaca, kreuzen sich die Wege beider Paare…

„Sie nickt ein. Die Hitze hat den Sinn aufgezehrt und nur die Dinge gelassen. Von ihrer Liebe lässt die Hitze nur die Körper, die einander finden, auch ohne Sinn, ohne Umwege, ohne Sprache und Gefühle. Ihre erhitzten Körper brauchen keinen Text. Zwischen ihnen ist kein Abgrund, der mit Silben zu füllen, keine Distanz, die mit Erklärungen zu überwinden, keine Nähe, die mit Bedeutungen zu steigern wäre. Ihre Körper fließen in eins. Fraglos, bedingungslos. Der eine ist die Vibration, die Körperschwingung des andern. Keine lange Rede, kein kurzer Sinn. So muss das Paradies sein. Sinnlich, nicht sinnvoll. Leichtsinnig, nicht gefühlsbeladen. Ausgelassen, nicht gedankenschwer. Ein gewissenloses Dasein in der Hängematte. Süßes Leben. Ein Strohhalm zwischen den Lippen, Hitze im Gesicht.“

„Sätze wie Spaten!” Arnold Stadler

„Ihre suggestiven Bilder setzten sich fest, gestochen scharf und dennoch geheimnisvoll besitzen sie die Faszination von Traumbildern, poetisch und hintergründig spielen sie mit unseren Sehnsüchten.” Irene Ferchl

„Die Hitze ließ nur die Dinge“ ist ein Muss für Tanzende, die mit den präzis konstruierten Figuren beim Nähe-und-Distanz-Tanz mithalten können. Es ist ein Roman, der sich beim Lesen zu drehen beginnt, wie man ein Kaleidoskop drehen kann.” Tania Kummer, Radio DRS – Beste Bücher 2009!

„Susanne Fritz erzählt in ihrem hochliterarischen Roadmovie in betörend schöner Sprache vom Suchen, Finden und Verlieren der Liebe.”
Buchjournal, Geschenktipp 2009!

„Ein subtiles, intelligentes, in seiner Herbheit bisweilen verstörendes Buch.” Stefan Tolksdorf, act life

„Präzise und bildmächtig.” Badische Zeitung

„Schön angelegter und ebenso schön, präzise und feinfühlig erzählter Roman über die Liebe, der nebenbei und im Hintergrund auch ein lesenswertes Mexiko-Portrait malt. ekz-Bibliotheksservice

„Sprachgewaltige Bilder, einfühlsame Einblicke ins Seelenleben.” Allmende

„Heimarbeit“ Roman
Klöpfer & Meyer 2007
184 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, € 18,90
ISBN 978-3-940086-00-6

Heimarbeit

Roman, 2007

Geschichte der Geschichte
Heimarbeit zu schreiben begann ich aus Reflex auf eine inzwischen alltägliche Nachricht: Ein Mensch habe als lebende Bombe andere mit sich in den Tod gerissen. Damals hatte ich auch Angst um einen Freund, der an seiner Lage zu verzweifeln, sich das Leben zu nehmen drohte. Und dann war da noch ein geliebter Mensch auf seinem Kranken-, seinem Sterbebett. Dazu gesellten sich frühe Erinnerungen, und ein Kind trat in Erscheinung…
Zwischen persönlichem, zuweilen einsamem Handeln und politischer Inszenierung bewegt sich unser aller Dasein. In diesem Spannungsfeld entstanden die Episoden, die sich bald zu einer Geschichte um die innere und äußere Heimat fügten: theatralische, grelle, makabere Passagen – wenn ich mir das öffentliche, offizielle Geschehen meines fiktiven Provinzstädtchens vorstellte. Und nachdenkliche, bewegende, auch sehr traurige, wenn ich mich deren Bewohnern, meinen Figuren und ihrem Schicksal zuwandte.

Kurzbeschreibung
Irgendwo in der Provinz. In einer Kleinstadt geprägt von feinmechanischer Produktion. Da bringt sich um, wer auf sich hält, gewissermaßen schon aus Tradition – und auf möglichst originelle Weise: Wenigstens einmal im Leben im Mittelpunkt stehen, einmal Aufsehen erregen! Darum auch versammelt sich die Einwohnerschaft, neugierig-gespannt, Abend für Abend vor der ‚Großen Leinwand’, einer Art von öffentlichem Privatfernsehen. Und wenn es einmal richtig brennt, kommt ein wenig Glanz ins öde Leben.
Ein so geschäftiger wie seelenloser Ort. Wer hier spazieren geht, der gerät leicht auf den Holzweg. Die Kinder fürchten sich vor einem großen, schwarzen Hund – und wünschen doch nichts sehnlicher, als dessen Freund zu sein, um anderen mit der Bestie Angst einzujagen. Auch besitzt jeder Bürger hier sein Grab zu Lebzeiten schon, und auf dem Grabstein steht eingraviert sein Name. Deswegen geht niemand gerne von hier fort. Er ginge ja geradewegs ins Vergessen.
Ganz anders aber Heinrich. Er ist unheilbar krank, die Ärzte geben ihm nur noch kurze Zeit zu leben. Doch eines Tages fühlt er sich ein bisschen besser – und begibt sich, hoffnungsvoll, lebensfroh, auf eine letzte Reise in den Süden, an den einen Ort, an dem er einmal glücklich war.

„Sobald ich von meiner Heimat erzähle, ernte ich irritierte, schockierte, auch angewiderte Blicke. Ich übertreibe, heißt es, dramatisiere mal wieder, fröne meiner Lust am Makabren, ja am Primitiven, Geschmacklosen. Doch was kann ich dafür? Mein Landstrich müsse ein besonders hässlicher, ein negativer Winkel sein, höre ich. Seine Bewohner seien erstaunlich rückständig, unglücklich und anmaßend in Einem, wahrscheinlich seien wir allesamt krank oder pervers. Wieder hebe ich die Schultern, bereue schon, dass ich etwas erzählt habe: Wie rette ich jetzt die Würde meiner Mitmenschen und mit ihr meine eigene, die, ob es mir gefällt oder nicht, mit ihnen verbunden ist? Mir kamen sie immer ganz normal vor, sage ich zu unserer Verteidigung. Vielleicht sind wir etwas starrköpfig und verschlossen. Das liegt an der Höhenlage, den langen Wintern mit ihren Schneemassen, die uns über Monate hinweg von der Außenwelt abschirmen; am lichtlosen Fichtenwald, der unsere Orte einfasst wie ein Trauerrand, an der Zeit, die oft stillzustehen scheint hier oben in der Uhrenwelt…
Nein, für mich sind diese Unglücklichen überhaupt nicht seltsam, sondern geradezu vorbildlich. Ich wurde in ihre Welt gesetzt und habe nach und nach die Augen zu jedem Einzelnen von ihnen aufgeschlagen. Jeder Mensch, dem ein Kind begegnet, ist für das Kind absolut, nie käme es darauf, dessen Wesen, Geschichte, dessen Sosein anzuzweifeln…“

„Heimarbeit ist von einer verstörenden Kraft, die aus der obsessiven Energie der Autorin kommt – dagegen wirkt manch anderer Titel wie Deckchensticken.“ Literaturblatt

„Eins ist sicher: Fritz hat Sprachgewalt.“ Badische Zeitung

„Ein lichtes Kaleidoskop, ein Kleinod, wie es im Buche steht: ein fein gearbeitetes Stück, etwas Kostbares.“ Stuttgarter Zeitung

„Listige Subversionen des Pathos, das dem Reden über Heimat allzu oft innewohnt. So gelingen ergreifende Sätze und Kapitel.“ Berliner Zeitung

„Fritz’ origineller Roman hebt sich drastisch von den vielen Belanglosigkeiten des Bestseller-Marktes ab.“ Badische Neueste Nachrichten

„Ein Schaf an der Leine“ Erzählungen – mit Zeichnungen der Autorin
Drey Verlag Gutach 2001
153 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, € 15.-
ISBN 3-933765-09-9

Ein Schaf an der Leine

Erzählungen – mit Zeichnungen der Autorin, 2001

Geschichte der Geschichte
Diese häufig kurzen Erzähltexte entstanden über einen Zeitraum von ungefähr sechs Jahren während intensiver Theaterarbeit. Jeder für sich ist ein persönlich notwendiger Text – wie Atmen, wie um Weiterzuatmen trotz spannungsreicher, auch bedrückender und bedrohlicher Situationen, die hier zum Ausdruck gebracht werden. Es sind dichte, zugleich spielerische Texte, denn die Sprache öffnet im Pakt mit der Phantasie überraschende Blickwinkel und Lösungen, sie offenbart die poetisch-sentimentalen Seiten des Lebens und verkörpert Wahrheit und Sehnsucht jenseits unseres technologisch-informativen Weltbildes. Das Schaf, eins meiner ausgesprochenen Lieblingstiere, steht als so alltägliches wie mythologisches Tier Pate und taucht in einigen Passagen unmittelbar in Erscheinung.
Markus Manfred Jung hat das Manuskript lektoriert und mit mir gemeinsam die Auswahl getroffen.
Die Texte habe ich mit Tuschezeichnungen ergänzt.

Kurzbeschreibung
Bei einer Tombola wird ein kleines Schaf verlost. Die Gewinner wissen nichts mit ihm anzufangen. Es irrt durch die Welt, taucht unerwartet in den Geschichten auf, die das Schaf miteinander verbindet. Zwischen Realität und Phantasie führen uns seine Spuren zum Geheimnis unserer Existenz.
Da erwartet eine Frau in Gestalt eines Schafes ihren Geliebten, ein Herzkranker verirrt sich bei Sturm in eine Schafherde, ein ausgebrannter Schriftsteller verdingt sich mit erotischen Auftragsgeschichten, ein Kind wirft sich in den Tiefschnee und wartet darauf, ganz einzuschneien…
Ein Buch über Metamorphosen von Mensch und Tier, Gewalt und Sprache.

„Waren es meine Augen? Meine Locken? Waren es meine Beine? Mein nachgiebiger und doch kraftvoller Rücken? Mein tänzelnder Gang? Oder lag es daran, dass ich still hielt und plötzlich mit einer heftigen Bewegung antwortete, diese Mischung aus Gelassenheit und Erregung, dass er mir verfiel?
Noch nie war ein Mensch mir so nahe gekommen. Einer, der mich erst sachlich ansieht und berührt wie ein Arzt, und plötzlich kommt dieses Leuchten in seine Augen. Ich ging in die Knie. Er flüsterte mir ins Ohr.
Ruhig, ruhig.
Zum ersten Mal in meinem Leben hörte ich eine menschliche Stimme.
Mein Mädchen, sagte er, süßes, aufregendstes Geschöpf aller Geschöpfe, fragte, wie es käme, dass er mich erst jetzt entdeckte, beteuerte, mich zu begehren, mich zu brauchen. Du, sagte er immer wieder, Schöne mit den schweigsamen Augen, du verstehst mich.
Sagte er Göttliche?
Ein lang gezogenes, aus der Tiefe seines Körpers gestoßenes Ja beendete seinen Besuch.
In jener Nacht begann die Einsamkeit. Ich hätte so viel zu erzählen gehabt und konnte nicht. Darum wartete ich, bis die anderen schliefen. Wenn mich jetzt einer hören sollte, so hörte er mich im Schlaf. Den Traum, den er träumte, würde er morgen vergessen haben. Selbst wenn er sich am nächsten Tag an ihn erinnern sollte, so doch nur bruchstückhaft. Unwahrscheinlich, dass er die Reste seiner Erinnerung mit mir in Verbindung bringen würde. Doch wo sollte ich anfangen, vom Ungeheuerlichen zu berichten?“

Fritz’ Prosa schwebt assoziativ zwischen Tag und Traum, Realismus und Phantasterei, Beobachtung und Reflexion. Nichts steht fest, alles kann sich verwandeln – auch die Erzählinstanz, die einbegriffen ist in das Sprachspiel der Autorin, das sich souverän über alle Gesetze der Wahrscheinlichkeit hinwegsetzt. Ein starkes Debüt, das aufmerken lässt. Badische Zeitung

Bei aller Verspieltheit bewahrt sich die Autorin jedoch eine tiefe Ernsthaftigkeit. Meisterhaft versteht sie es, suggestiv zu erzählen, bei Lesungen zieht sie die Zuhörer mit ihrer tiefen, klangvollen Stimme in ihren Bann. Stuttgarter Zeitung

Romane in Pillenform: Wenn es diese Formel des Italieners Giorgio Manganelli nicht längst gäbe, müsste man sie erfinden. Denn die Geschichten von Susanne Fritz sind gebaut wie kleine Romane, und man kann sich vorstellen, wie diese ‚Pillen’ beim Lesen sprudeln und Wirkung zeigen. Mittelbadische Presse